Stakeholderanalyse

Beschreibung

Die Stakeholderanalyse ist ein Werkzeug zur systematischen Analyse der vorhandenen Interessenlagen und möglichen Einflussfaktoren, die bei einem Reformvorhaben eine Rolle spielen. Die Stakeholderanalyse ermöglicht es, die von einem Reformvorhaben betroffenen Akteure (die sogenannten Stakeholder) sowie deren Interessen zu identifizieren und zu überlegen, wie diese Interessen einbezogen werden können. Stakeholder können als Quelle von Wissen und Erfahrungen dienen, mit in das Vorhaben einbezogen werden und Verantwortung im Reformprozess übernehmen. Auf diese Weise können etwaige Konflikte vorausschauend vermieden werden. Daher sollte die Stakeholderanalyse insbesondere bei Reformvorhaben Anwendung finden, die öffentlich sensibel sind, eine Beteiligung der Öffentlichkeit erfordern oder intern umstritten sind.

Die betroffenen Akteure / Interessen können z. B. sein:

  • Gemeinnützige Organisationen (Vereine, Verbände, etc.)
  • Nutzer bestimmter staatlicher Leistungen (Bürger, Unternehmen, etc.)
  • Anbieter bestimmter staatlicher Leistungen (Behörden, Wirtschaftspartner, etc.)
  • Wissenschaft
  • Medien

In der Stakeholderanalyse werden folgende Fragen beantwortet:

  • Welche Akteure / Interessen werden durch unser Reformvorhaben berührt?
  • Wie stehen diese Interessen zu unserem Reformvorhaben?
  • Wie viel Einfluss haben diese Interessen?
  • Wollen oder müssen wir bestimmte Interessen einbeziehen? Wenn ja, wie können wir sie einbeziehen?

Ziele

  • Akteure und deren Interessen systematisch erfassen
  • Wichtige Interessengruppen einbinden
  • Frühzeitig Reaktionsmöglichkeiten entwickeln
  • Möglichen Konflikten entgegenwirken

Anwendung

  • Phase 1 – Strategiegruppe: 
    • Kompetenz: interne Kompetenzen aufdecken und einbinden; Kerngruppe finden
    • Kraft zur Durchsetzung: Wichtige Akteure für die Durchsetzung des Reformvorhabens erkennen; Art bzw. Intensität der Einbindung überlegen

  • Phase 2 – Agenda Setting:
    • Kompetenz: externe Akteure und deren Interessen identifizieren; mögliche Konflikte erkennen
    • Kommunikation: Multiplikatoren identifizieren und einbinden (Wissenschaft, Medien, etc.)
    • Kraft zur Durchsetzung: Akteure für die Reform gewinnen; ggf. Allianzen schmieden

  • Phase 3 – Formulierung und Entscheidung:
    • Kompetenz: Akteure definieren, die bei der Umsetzung eingebunden werden sollen und Aufgaben definieren, die den Akteuren übertragen werden können
    • Kommunikation: Akteure definieren, die über das Reformvorhaben informiert werden sollen
    • Kraft zur Durchsetzung: Akteure definieren, die Befürworter oder Gegner des Reformvorhabens sein können; potentielle Konflikte identifizieren

  • Phase 5 – Erfolgskontrolle:
    • Kraft zur Durchsetzung: Akteure definieren, die bereits beteiligt worden sind bzw. die in Zukunft beteiligt werden sollen

Vorgehen

  1. Namentliche Auflistung aller möglichen Betroffenen bzw. Interessengruppen und Spezifizierung, welches Interesse durch den jeweiligen Stakeholder vertreten wird
  2. Bewertung des Einflusses dieser Stakeholder nach geringem, mittlerem oder hohem Einfluss auf das Reformvorhaben
  3. Bewertung der Stakeholder danach, ob sie zu den Gegnern oder Befürwortern des Reformvorhabens gehören, oder ob sie dem Reformvorhaben neutral gegenüber stehen
  4. Graphische Darstellung der Ergebnisse in einer Matrix (durch Nutzung der Vorlage, durch Metaplan-Technik, etc.)
  5. Überlegung, welchen Beitrag die einzelnen Stakeholder für das Reformvorhaben leisten könnten (Fachwissen, Methodenwissen, etc.)
  6. Überlegung, wie die Stakeholder einbezogen werden sollen (Information, Beteiligung, etc.)
  7. Festlegung, welche konkreten Aufgaben man ggf. auf die Stakeholder übertragen möchte